Keimsprossen – die gesunden Jungpflanzen selber ziehen

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By Frank

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Auch wenn die Temperaturen nicht dazu geeignet sind, sich im Garten zu verausgaben, brauchen Sie nicht untätig abzuwarten. Gerade bei winterlichen Temperaturen verlangt unser Organismus nach abwehrstärkenden Vitaminen und den sog. sekundären Pflanzenstoffen. Und nun die gute Nachricht: Die Versorgung für Sie und Ihre Familie lässt sich auch im Haus sicherstellen. Und dazu brauchen Sie gar nicht viel. Denn die Quelle für die Vitalstoffe sind Keimsprossen, die sich sehr leicht selber ziehen lassen. Diese sind nicht nur gesund sondern auch sehr schmackhaft.

Was Keimsprossen genau sind, wie sie sich ziehen lassen, welche wertvollen Inhaltsstoffe sie enthalten, worauf zu achten ist und vieles mehr lesen Sie in diesem Beitrag.

Keimsprossen – alles nur Exoten?

Wenn man den Begriff Keimsprossen liest, dann fallen einem vielleicht zuerst die Sojasprossen ein, die viele exotische Gerichte aus dem asiatischen Raum verfeinern. Dabei sind Keimsprossen lediglich alle Jungaustriebe, die aus den Samen von Gemüse- und Getreidepflanzen entstehen. Keimsprossen werden übrigens auch als Keimlinge oder Sämlinge bezeichnet.

Keimsprossen in Bio-Qualität haben mehr Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und Spurenelemente als das eigentliche Endprodukt. Sie wachsen sehr schnell, können bereits nach wenigen Tagen geerntet werden und tragen aktiv zu unserem Wohlbefinden bei.

Die wertvollen Inhaltsstoffe

Das Geheimnis der enthaltenen Mineralien, Vitamine und Aminosäuren ist, dass sich diese wertvollen Inhaltsstoffe erst beim Keimen richtig ausbilden. Die Kombination von Wärme und Wasser führt dazu, dass sich der Vitalstoffgehalt innerhalb von nur wenigen Stunden vervielfacht. Also, genau die richtigen Zutaten, um sich etwas Gutes zu gönnen.

Was macht die Pflänzchen den nun so wertvoll? Sie sind eine ideale Quelle für das bekanntermaßen abwehrstärkende Vitamin C sowie viele gesunde B-Vitamine. Darüber hinaus enthalten die Babys Mineralien und Spurenelemente wie Eisen, Fluor, Kalzium, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium und Zink.

Um die Auflistung der vielen positiven Inhaltsstoffe von Keimsprossen zu komplettieren, müssen auch die zahlreichen sekundären Inhaltsstoffe erwähnt werden. Diese Stoffe alle aufzuzählen, ist eher eine Sache von Ernährungsberatern oder ähnlichen Experten. Nur so viel: Die sekundären Inhaltsstoffe hemmen das Wachstum von Krebszellen und Bakterien hemmen, bekämpfen Viren und Pilzerreger, wirken positiv auf Cholesterinspiegel und Blutdruck, regulieren den Blutzuckerspiegel, senken das Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, stärken das Immunsystem und einiges mehr…

Tipp
Verzehren Sie die Keimsprossen (bis auf Erbsen-, Sojabohnen- und Kichererbsenkeimlinge) möglichst roh, um von den wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren. Im rohen Zustand bleiben nämlich die wichtigen Enzyme intakt, die zur Umwandlung von sekundären Inhaltsstoffen beitragen und damit deren Wirkung erst ermöglichen.

Keimsprossen selber ziehen

Glücklicherweise gibt es viele verschiedene Gemüsesorten, die für die Sprossenanzucht geeignet sind. So ergeben sich vielfältige Variationen hinsichtlich Form, Farbe und sehr wichtig im Geschmack.

Besonders gut zur Keimsprossen-Anzucht eignen sich

◾️ Alfalfa ◾️ Kresse ◾️ Sojabohnen ◾️ Weizen ◾️ Gerste ◾️ Roggen ◾️ Hafer ◾️ Lein ◾️ Kichererbsen ◾️ Lunja ◾️ Radieschen ◾️ Rettich ◾️ Mungbohnen ◾️ Senf ◾️ Bockshornklee ◾️ Sonnenblumenkerne ◾️ Buchweizen ◾️ Karotte ◾️ Sesam ◾️ Brokkoli ◾️ Rauke ◾️ Linsen ◾️ Zwiebeln ◾️
(Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

Für die Aussaat benötigen Sie lediglich einen Esslöffel und ein Gefäß. Das kann ein spezielles Keimgerät wie eine Keimschale oder eine Sprossenbox sowie ein gebräuchliches Einweck-Glas sein. Für Kresse genügt sogar eine flache Schale, die mit feuchtem Küchenkrepp ausgelegt ist.

Ein bis zwei Esslöffel Samen reichen vollkommen aus, um eine komplette Schale Sprossen zu ziehen. Sie werden sehen, dass Sprossensamen außerordentlich ergiebig sind!

Die Anzucht im Einmachglas

Sprossen Glas

Sofern Sie sich für ein Einmachglas entscheiden, funktioniert die Anzucht wie Folgt: Geben Sie ein bis zwei Esslöffel der gewünschten Samen hinein und bedecken diese mit lauwarmem Wasser. Die Einweichzeit entnehmen Sie den Packungsangaben. Diese variiert je nach Samensorte zwischen vier bis zwölf Stunden. Anschließend geben Sie die Keime in ein Sieb, um diese gut abzuschütten und abzuspülen. Das intensive Spülen verbessert die Wachstumsbedingungen.

Bevor Sie das Keimgut ins Glas zurückgeben und dieses verschließen, lassen Sie es gut abtropfen. In den folgenden Tagen wiederholen Sie diese Prozedur täglich zwei- bis dreimal. Das dient dazu, um einem Befall mit Schimmelpilzen vorzubeugen. Bewahren Sie das Glas an einem hellen Standort, ohne direkte Sonne bei 18 bis 22 Grad auf. In der Regel sind die Sprossen nach drei bis sieben Tagen essbar.

Keimschalen für die Anzucht

Sprossen Keimschale

Noch einfacher funktioniert die Anzucht in Keimschalen. Keimsprossensorten mit kleinen Samen wie Kresse, Brokkoli, Salatrauke und Alfalfa lassen sich hervorragend kultivieren. Dazu müssen Sie lediglich die Klarsichtschale und das Gitter abspülen und danach zusammensetzen. Anschließend schütten Sie das Saatgut auf das Gitter und befüllen den Wasserbehälter der Schale, bis die auf dem Gitter der Schale liegenden Samen durch einen dünnen Wasserfilm feucht gehalten werden. Die Anzuchtschalen sollten Sie bei ca. 18-22° an einem hellen Ort (keine direkte Sonne) aufstellen.

In den nächsten 2-4 Tagen müssen die Samen gut feucht gehalten werden (Austrocknen unbedingt vermeiden!)! Besonders empfehlenswert ist die Bewässerung bzw. Besprühung mit einer Pflanzen-Sprühflasche. Damit stellen Sie sicher, dass jeder Sämling feucht gehalten wird. So können sich die Wurzeln in das Innere des Behälters ausbilden und sich danach selbst versorgen. Eine aufwändigere Pflege entfällt somit für Sie. Ab dem 4-6 Tag sind die Sprossen erntefähig. Das erkennen Sie daran, dass die Wurzeln nun den Boden der Wasserschale berühren.

Sprossenbox für die Großen

Sprossenbox

Für die Anzucht in einer Sprossenbox eignen sich insbesondere die größeren Samen wie von Sonnenblumen, Linsen, Daikon-Rettich, Kichererbsen oder Lunja-Sprossen.

Solche Boxen bestehen aus übereinanderer gestapelten Samenschalen (2-4) mit Wasserabzug. In jede der Schalen können zur Kultivierung von Keimsprossen 1 bis 2 Esslöffel Saatgut hineingegeben werden.

Dann stapeln Sie alle befüllten Etagen auf die untere Auffangschale, gießen Wasser in die oberste und setzen den Deckel darauf. Das Wasser kann genau wie die nicht mehr benötigten Abbauprodukte kontinuierlich Abfließen. Nach dem Durchlauf das Restwasser entsorgen. Dann zwei- bis dreimal täglich wässern und lüften.

Aufgrund hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb der Box bleiben die Sprossensamen durchgängig feucht und keimen schnell. So lassen sich Keimlinge und Sprossen ganzjährig, schnell, einfach und platzsparend mit optimaler Bewässerung und ohne Zusatz von Erde oder Pflanzsubstraten im eigenen Zuhause selbst anzüchten. Die Reinigung der Sprossenbox kann bequem in der Spülmaschine erfolgen.

Tipp
Das durchgelaufene Wasser im Auffangbehälter lässt sich sogar noch zum Gießen der Blumen verwenden.

Der Ablauf des Keimprozesses

Sobald die Keimung beginnt, quellen die Samen auf und ihr Volumen vergrößert sich stark. Das führt dazu, dass die umliegende Samenschale schließlich aufplatzt oder sich vollständig ablöst. Es bilden sich aus der Keimwurzel viele weitere feine, weiße Seitenwurzeln heraus. Diese dienen zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen.

Sind die Wurzeln gut versorgt, bilden die Samen im weiteren Verlauf erste Keimblätter aus. Es kann durchaus vorkommen, dass auf diesen noch die Samenschale feststeckt. Sobald sich die Schale leicht ablösen lässt, wissen Sie, dass Ihre gehaltvollen Sprossen erntereif sind.

Der Feind der Sprossen – Schimmel

Die feuchte Umgebung birgt natürlich die Gefahr von Schimmelbildung. Das verhindern Sie weitestgehend, indem Sie die zwei bis drei Mal täglich mit lauwarmem Wasser durchspülen. Ein weiterer Faktor ist eine möglichst kühle Raumtemperatur zwischen 18 und 20 Grad. Dies reduziert die Keimbelastung und die Sprossen sind länger haltbar. Auf jeden Fall sollten Sie die Sprossen vor dem Verzehr gut unter fließendem Wasser abwaschen.

Aber Achtung! Nicht alles was nach Schimmel aussieht ist auch wirklich Schimmelbefall. Bei den kleinen weißen Härchen, die sich manchmal im Wurzelbereich bilden, kann es sich um sehr feine Wassersuchwurzeln handeln. Wenn die Keimsprossen tatsächlich schimmeln, findet sich Schimmel auf dem ganzen Samen, nicht nur im Wurzelbereich.

Außerdem erkennen Sie dies an der schmierigen Konsistenz und einem etwas strengen Geruch.

Keimsprossen richtig verwenden

Sprossen Gerichte

Keimsprossen lassen sich vielfältig verwenden. Da die Keimsprossen recht empfindlich sind, ist es am besten, die Sprossen immer erst kurz vor dem Verzehr zu ernten .Sie schmecken sehr gut roh im Salat, auf Broten mit Quark oder anderen Auflagen, in Suppen gestreut oder in Dips und Soßen. Vermeiden Sie möglichst das Erhitzen der Sprossen, weil sonst die empfindlichen Vitamine verloren gehen. Daher sollten Sie bei warmen Speisen die Keimsprossen erst kurz vor dem Servieren hinzugeben.

Wichtig! Auch wenn die Keimsprossen normalerweise roh verzehrt werden, gibt es Ausnahmen: Erbsen-, Sojabohnen- und Kichererbsenkeimlinge oder Gartenbohnen ist zur Beseitigung diverser Giftstoffe das Blanchieren, Kochen oder Dünsten vor dem Verzehr notwendig.

Fazit

Entdecken und genießen Sie die inhaltvollen Jungpflanzen. Keimsprossen lassen sich sehr leicht selber ziehen, auch wenn Ihnen der „grüne Daumen“ abhanden gekommen sein sollte. Ganz wichtig ist es auf absolut hygienische Bedingungen zu achten.

Keimsprossen sind eine lohnenswerte Bereicherung für die Küche. Probieren Sie es aus – Sie werden begeistert sein.

Guten Appetit! 

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