Um die Heilkraft der Kräuter ranken Mythen und Sagen. Rituale und Sessionen, Magie und Zauber, Hexentum – immer gehören bzw. gehörten Kräuter dazu. Medici, Druiden, Schamane, Heilkundige wussten um die Kräfte der Natur. Bereits in der Antike fanden Kräuter Verwendung. Aberglaube, Bildungs- und Informationsdefizite sowie mystische Wahrnehmungen ließen den Kräutern immer etwas Geheimnisvolles anhaften.
Doch in diesem Beitrag geht es um die unverzichtbaren krautigen Pflanzen, die die Küchen dieser Welt bereichern und den Speisen und Getränken erst die richtige Finesse geben, ihre wohltuenden Geschmacksaromen entfalten und die Genießer in Verzückung versetzen. Können Sie sich ein Leben ohne die fantastischen Kräuter vorstellen? Ich bin der Meinung, wenn es sie nicht schon gäbe, müssten die Kräuter dringendst erfunden werden.
Der Erntezeitpunkt entscheidet
Es ist also naheliegend, dass in Ihrem Garten das Kräuterbeet vorzufinden ist. Frische Kräuter direkt aus dem eigenen Garten – frischer, gesünder und vitaminreicher können Sie Kräuter gar nicht erhalten. Jedoch variieren die Inhaltsstoffe der Kräuter je nach Erntezeitpunkt. Um den allerbesten Geschmack und die allerhöchste Konzentration an Vitaminen und Wirkstoffen zu erhalten, sollten Sie den Erntezeitpunkt genau auswählen. Doch nicht nur der Zeitpunkt sondern auch die richtige Ernte der Kräuter selbst ist zu beachten. Obwohl Sie grundsätzlich nicht wirklich etwas falsch machen können, gibt es ein paar Ansätze, um bei der Ernte optimale Ergebnisse herauszuholen. Damit Sie möglichst lange etwas von den Kräutern haben, sollten Sie sich mit den Eigenarten und Besonderheiten der jeweiligen Kräuter vertraut machen.
Durch die Vielfalt der Kräuter gibt es das ganze Jahr über Gelegenheiten, um frische, gehaltvolle Kräuter zu ernten. Natürlich ist die Ausbeute zur kalten Jahreszeit geringer als im Frühjahr und im Sommer, doch es gibt eben auch winterharte Kräuter.
Durch den richtigen Umgang mit den Kräutern bei der Ernte stellen Sie sicher, dass die Pflanze möglichst lange nachwachsen kann. Einen Unterschied macht es, ob Sie eine ein- oder eine mehrjährige Pflanze beernten wollen. So lassen sich einjährige Kräuter ernten, sobald sie einigermaßen erntefähige Blätter entwickelt haben. Hier lohnt es sich meist, die ganze Pflanze abzuernten. Bei der Ernte von mehrjährigen Kräutern dürfen die Wurzelspitzen, Knospen und Triebspitzen nicht beschädigt werden. Denn sonst können die Pflanzen nicht weiter wachsen.
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Ein- und mehrjährige Kräuter
Zu den ein- und zweijährigen Kräutern zählen u. a. :
- Anis
- Borretsch
- Basilikum
- Dill
- Kapuzinerkresse
- Kerbel
- Petersilie
- Portulak.
Zu den mehrjährigen Kräutern zählen u. a. folgende Sorten:
- Arnika
- Bärlauch
- Bohnenkraut
- Brunnenkresse
- Estragon
- Fenchel
- Johanniskraut
- Kamille
- Koriander
- Kümmel
- Lavendel
- Liebstöckel
- Majoran
- Minze
- Nelken
- Oregano
- Pfefferminze
- Rosmarin
- Salbei
- Schnittlauch
- Schnittsellerie
- Thymian
- Wermut
- Zitronenmelisse
- Ysop.
Was kann wann geerntet werden?
– (nur zur Orientierung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Januar: an frostfreien Tagen – Bohnenkraut, Lorbeer, Petersilie, Rauke, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute, Ysop
Februar: an frostfreien Tagen – Bohnenkraut, Lorbeer, Petersilie, Rauke, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute, Ysop
März: an frostfreien Tagen – Bohnenkraut, Lorbeer, Löwenzahn, Petersilie, Rauke, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute, Ysop
April: Bärlauch, Schnittlauch, Petersilie, Rosmarin
Mai: Bärlauch, Knoblauchsrauke, Schnittlauch, Dill, Fenchel, Salbei, Ysop
Juni: Petersilie, Oregano, Estragon, Thymian, Salbei, Majoran, Kamille, Lavendel u. v. m.
Juli – August: Die Kräutermonate. Der Juli zeigt sich ideal zur Ernte mediterraner Kräuter wie Thymian, Lavendel, Rosmarin, Salbei, Majoran oder Basilikum. Kurz vor der Blüte enthalten sie das beste Aroma. Aber auch eine Vielzahl weiterer Kräuter wie Minze und Schafgarbe oder Blüten wie Holunderblüten oder Kamille zeigen sich jetzt von ihrer besten Seite. Auch im August können Sie bei zahlreichen Sommer-Kräutern noch aus dem Vollen schöpfen.
Die meisten Würz-und Teekräuter werden jetzt abgeerntet, solange sie nicht blühen. Eine Ausnahme bilden Thymian, Oregano und Lavendel, die während der Blüte selbst ihre höchste Reife erreichen. Gewürze wie Oregano, Bohnenkraut, Majoran, Salbei oder Thymian besitzen nach einigen heißen Tagen ein kräftiges Aroma, haben einen geringen Wassergehalt und lassen sich so gut trocknen. Auch bei Samenkräutern wie Kümmel, Koriander und Anis ist ein wenig Eile angesagt, damit die Samen nicht auf den Boden fallen.
September: noch kann von den meisten Kräutern geerntet werden.
Oktober: Die Kräutersaison geht dem Ende entgegen. Es gilt, die letzten „Natur-Wunder“ aus dem Garten zu nutzen. Mehrjährige Horste lassen sich jetzt gut teilen. Anschließend werden die Pflanzen zurückgeschnitten.
November: Von den Blatt-Kräutern lassen sich bis zum Frosteintritt weiter kleine Mengen entnehmen. Schnittlauch, Petersilie.
Dezember: Blutampfer, Bohnenkraut, Lorbeer, Petersilie, Rauke, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute, Ysop.
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Zusammengefasst lässt sich sagen, dass jedes Kraut seinen eigenen Reifezeitpunkt und damit die ideale Erntezeit hat. Die meisten Kräuter haben kurz vor der Blüte den höchsten Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen und somit auch das beste Aroma. Nicht selten verändern Kräuter nach der Blüte Ihren Geschmack und werden zum Teil bitter, verlieren an Geschmack oder die Stängel werden holzig. Kräuter wie Oregano, Dill, Basilikum oder Schnittlauch sind hierfür bekannte Sorten. Natürlich gibt es dazu auch, wie bereits erwähnt, Ausnahmen. Außerdem kommt es sehr darauf an, welcher Teil der Kraut-Pflanze geerntet werden soll. Kräuter sind sehr vielseitig und so lassen sich sowohl Blätter als auch Blüten, Früchte und Samen, Wurzeln, Rhizome, Knollen und Zwiebeln verwenden.
Das Wetter und letztlich sogar die Tageszeit spielen bei der Ernte zusätzlich eine Rolle. Wenn schlechtes Wetter vorhergesagt wird, sollten Sie unverzüglich mit der Ernte beginnen. An regnerischen Tagen leidet die Qualität der Kräuter sehr. Nach einer Regenphase ist es immer besser, den Pflanzen erst einmal zwei oder drei Sonnentage zu gönnen. Vormittags ist dann, sofern Sie es einrichten können, die beste Tageszeit. Der Morgentau ist in der Sonne bereits abgetrocknet und die Aromastoffe haben ihren Höchststand erreicht. Im Laufe des Tages wird dieser Aromagehalt wieder abnehmen.
Winter will es werden… Das bedeutet jedoch zum Glück keine Pause, wenn es um frische Kräuter-Aromen geht. Einige der winterharten Kräuter lassen sich auch in den dunklen Monaten ernten (s. oben). Allerdings sollten Sie der Jahreszeit angemessen ernten, denn erst im kommenden Frühjahr wachsen die Triebe nach.
Trieb, Blatt, Stiel – oder was ernten?
Sofern Sie die Kräuter richtig ernten, stellen Sie sicher, dass die Blätter immer nachwachsen. Die Triebspitzen oder gar die ganzen Triebe werden besonders bei den mehrjährigen Kräutern und immergrünen Sträuchern wie Thymian, Salbei oder Rosmarin geschnitten. Sie können sich besser verzweigen und wachsen buschiger. Insofern dient das Schneiden der Verjüngung und der Pflege. Dabei gilt es jedoch, Verletzungen an den Wurzelspitzen, Knospen und Triebspitzen zu vermeiden.
Einjährige Kräuter wie Basilikum, Bohnenkraut, Dill, Gartenkresse, Kerbel und Majoran ernten Sie vollständig ab und säen die Kräuter im nächsten Jahr neu. Anders bei Schnittlauch, Petersilie und Dill. Hier ist es besser, wenn Sie immer nur so viel ernten, wie Sie benötigen. Damit geben Sie den Pflanzen wieder ausreichend Zeit, um nachzuwachsen. Kresse oder Kerbel können dagegen komplett abgeerntet werden, da sie nicht mehr nachwachsen.
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Schneiden und zupfen
Bei der Ernte von Blättern gehen Sie am besten so vor, dass Sie große Blätter einzeln schneiden (z. Bsp. Bärlauch). Bei den kleinen Blättern schneiden Sie den ganzen Stiel ab. Das gilt z. Bsp. bei Majoran, Oregano, Pfefferminze, Rosmarin oder Thymian, möglichst kurz vor der Blüte. Häufig treiben die Pflanzen dann noch einmal erneut kräftig aus, so dass eine zweite Ernte im Herbst erfolgen kann. Bei vielen Kräutern können Sie jedoch auch einfach die Blätter und die jungen Triebe von der Pflanze zupfen. Dies gilt jedoch nicht für Basilikum, denn hier wird der ganze Trieb über einer Blattachsel entfernt. Schnittlauch wird knapp über dem Boden geschnitten und nicht gezupft.
Rückschnitt für die Kräuter
Die meisten Kräuter sind zwar sehr pflegeleicht, dennoch benötigen sie im Frühjahr einen kräftigen Rückschnitt oder Pflegeschnitt, damit sie nicht verholzen. Dies gilt insbesondere für mehrjährige Kräuter wie Bohnenkraut, Thymian, Salbei, Lavendel, Rosmarin und Oregano. Für einen kompakten Wuchs bei Kräutern wie Majoran, Bohnenkraut, Thymian und Salbei sorgen Sie, wenn Sie die ersten neuen Triebe etwa zwei Zentimeter zurückschneiden. Andere Kräuter verjüngen Sie mit Ausnahme von Rosmarin, indem Sie diese zehn Zentimeter über dem Boden abschneiden. Beim immergrünen Halbstrauch Rosmarin schneiden Sie nur die Triebspitzen bis auf die verholzten Zweige herunter.
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Das Frühjahr, beginnend im April für Thymian, Bohnenkraut, Rosmarin und Oregano und fortgesetzt im Mai für Lavendel und Salbei, ist die beste Zeit für den Rückschnitt. Allerdings müssen die neuen Triebspitzen vor möglichen Nachtfrösten geschützt werden, da sie sonst abfrieren können. Dann erledigt sich das Nachwachsen von selbst.
Im August schneiden Sie Lavendel noch einmal leicht zurück, um eine zweite Blüte zu erhalten. Andere Kräuter wie Minze sollten Sie schon rechtzeitig bei der Blüte beschneiden, damit sie sich nicht selber aussät und andere Pflanzen im Beet verdrängt. Bei den winterharten Kräutern sollten Sie mit einem starken Rückschnitt auf jeden Fall bis zum Frühjahr warten, denn der Frost kann die schutzlosen Triebe schädigen.
Oft erledigt sich der Rückschnitt von selbst. Bei vielen Kräutern die Sie ernten, nehmen Sie gleichzeitig auch einen Rückschnitt vor.
Kräuter sind eine wundervolle Gabe der Natur. Sie duften, sehen schön aus, sind nahrhaft und verfeinern die Speisen, verfügen über Heilkräfte und benötigen im Garten nur wenig Zuwendung und Aufmerksamkeit.